Lösung des Problems
"Neigung zur Bläschenbildung"
Ende der 1960er Jahre traten
sowohl beim Einschicht Metallic als auch beim Zweischichtmetallic in Schweden,
aber auch bei VW zunächst unerklärliche Bläschenbildung auf.
An Bewitterungstafeln in Würzburg traten an Metallic lackierten Tafeln im
Vergleich zu Decklacken im Schnitt deutlich mehr Bläschen auf. Mikroskopische
Untersuchungen zeigten, dass sich die Blasen an der Grenzschicht zwischen
Decklack und Füller bildeten, jedoch nur an Stellen, die dem Sonnenlicht
ausgesetzt waren.
In dem wässerigen Inhalt der Blasen konnten im Kölner Untersuchungslabor Zink-
und Sulfat-Ionen nachgewiesen werden. Die Blasen konnten als osmotische Zellen
angesehen werden, die durch Anwesenheit von Zinksulfat entstanden waren. Die
Bildung von Zinksulfat konnte aber nur in Metallic-Lacken festgestellt werden.
Durch diese Beobachtungen verdichtete sich der Verdacht, dass die Zink- und
Sulfat-Ionen aus der Grundierung kamen. Herr Hermann konzipierte deshalb eine
Reihe so genannte "Modellfüller" mit unterschiedlichen Pigmenten. Sie wurden
Teils mit Klarlack oder mit Decklack überlackiert.
Letzten Endes stellte sich heraus, dass ein hoher Gehalt an Zinksulfid die
Bläschenbildung unter Licht Einfluss von Licht enorm förderte. Wettertafeln mit
Füller ohne Zinksulfid sind in Ordnung geblieben.
In Gegenwart von Licht und Wasser wird das wasserunlösliche Zinksulfid durch
Sauerstoff zum wasserlöslichen Zinksulfat oxidiert. Durch das vom Zinksulfat
festgehaltene Wasser entstehen zwischen Decklack und Füller osmotische Zellen,
durch die der Decklack vom Untergrund abgedrückt wird:
es entstehen Blasen.
Da
wir nicht bei allen Metallic verarbeitenden Firmen den Füller geliefert haben,
haben wir den Prozessabteilungen Anfang 1969 von diesen Erkenntnissen informiert. Es dauerte
nicht lange bis alle Füller Zinksulfid frei waren.
Chem.-Ing. Friedrich Herrmann (zweiter von links)

Anfang 1970 jedoch waren wieder auf einigen Bewitterungstafeln
auf dem Würzburger Wetterstand
wieder aufgetreten. Reihenuntersuchungen ergaben, dass es diesmal nicht am
Zinksulfid verursacht wurde, sondern am PVC haltigen Bindemittel lag. Das
chlorhaltige Polyvinylchlorid war nicht genügend lichtstabil.
Es bildeten sich sich ebenfalls wasserlösliche Chloride unter dem Klarlackfilm,
die durch osmotische Effekte Bläschen in der Metalliclackierung bewirkten.

Willi Vesper 1970 |
Jetzt kam Willi Vesper auf die Idee anstatt PVC ein CAB haltiges
Bindemittel
einzusetzen. Die Bläschenbildung war jetzt deutlich verbessert. Die
Glanzhaltung und Ausbleicheffekte waren aber noch nicht optimal. Das musste
unbedingt verbessert werden. Außerdem neigte der Alkydharz- Klarlack zu
vereinzelter Rissbildung. |
Zur Lösung des Problems drängte sich der Einsatz eines UV Absorbers im Klarlack
ein. Unglücklicherweise gab es zu der Zeit für Lacke kein brauchbares Produkt.
Alle verfügbaren UV Absorber für Lacke zerstörten sich mit der Zeit unter
Einfluss des Wetters selbst. Es gab aber stabile UV Absorber für
Kunststoffe die mit dem Extruder eingebracht werden mussten.
Willi Vesper versuchte daraufhin den UV-Absorber für Kunststoffe mit geeignete
Lösemitteln stabil in den Klarlack einzubauen. Nach vielen Versuchen gelang es
ihm. Die Ergebnisse der Versuchstafeln im speziellen Kurzbewitterungstest waren
überraschend gut. Sie sahen so aus, als ob sie gar nicht im Bewitterungstest
gewesen wären.
Sofort wurden Wettertafel für die Bewitterung in Florida und für den Würzburger
Wetterstand angefertigt. Die erste Beurteilung nach einem Jahr bestätigte das
gute Ergebnis der Kurzbewitterung im speziell modifizierten Weather-O-Meter.
Nachdem der Klarlack auf Alkydharz-Basis durch Acrylharz ersetzt werden
konnte, war ein vorläufiger Endstand erreicht.
Einen großen Anteil an diese innovative
Entwicklung des lösungsmittelhaltigen
Metallic-Systems
vom Ende der 60er Jahre bis zum Anfang der 70er
hatten nach meiner Erinnerung:
Direktor Wilhelm Franz |
Werksleiter von 1946 bis 1974 |
Philip Schlötzer |
Labor und Betriebsleiter bis 1968 |
Rudolf Renz |
Entwicklungslaborleiter ab 1969 |
Herr Misof |
Verkaufsleiter Auftragserteilung |
Max Sakriss |
Teamleitung Kundenbetreuung |
Chem.-Ing. Friedrich Herrmann
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Teamleiter Entwicklungslabor
von 1964 bis 1970 |
Lacktechniker Willi Vesper |
Teamleiter Entwicklungslabor ab 1970 |
Herr Kath |
Betriebsversuche Wachslösung |
Heinz Töpfel |
Teamleitung Anwendungstechnik |
Reinhold Hupp |
Lackiertechnik |
Ruth Hargutt |
Rohstoffprüfung, Farbmesstechnik |
Dr. Chem. Hermann Josef Drexler |
Lackentwicklung ab 1978
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